Dienstag, 19. Februar 2013

Frauen sind...

Kennt ihr das?

Ihr steckt zurück, seid geduldig, verständnisvoll und haltet lieber ein mal mehr den Mund als etwas zu sagen, was verletzen könnte und dann wird es euch irgendwann ein mal zu viel und alles was ihr zu hören bekommt ist "Zicke! Typisch Frau!" ??

Und zack, mit einem Wort hat man euch jede Form der Ernsthaftigkeit und Beachtungswürdigkeit ab erkannt. Ihr findet ich übertreibe?
Mag sein. Möglicherweise gibt es bestimmte Klischees, mit denen man leben muss. Frauen äußern eben nicht ihre Meinung oder beschweren sich, sie zicken.

Die Frage ist, wenn wir ohnehin "so" sind und auch nicht anders gesehen werden, warum machen wir uns dann überhaupt die Mühe?
Warum sind wir nett, stecken zurück und lassen eben nicht bei jeder Gelegenheit die Prinzessin heraus hängen?
Ich kann euch sagen warum, weil wir dann mit Stempel Nummer 2 rechnen müssen: Arrogante Bitch, Schlampe, Hure... Ihr versteht was ich meine.

Bevor hier Missverständnisse entstehen: Ich bin keine Feministin. Ich empfinde es nicht als den Frauen auferlegte Diskriminierung, wenn gesellschaftlich erwartet wird, dass frau sich im Sommer die Beine enthaart, wenn sie einen Rock trägt.
Und ich sehe ganz sicher nicht jeden Mann als Feind, der mich in meiner Lebensqualität einschränken will.

In letzter Zeit sind mir nur einige Situationen unter gekommen, die ich unfassbar befremdlich fand und eigentlich gar nicht glauben wollte. Situation Nummer 1 war die eingangs beschriebene. Situation Nummer 2, war gestern abend:

Es gibt tatsächlich mittlerweile Seiten auf Facebook, die sich mit nichts anderem als Frauenfeindlichkeit beschäftigen. Dort machen es sich Männer zum Ziel, Frauen abzuschleppen, mit ihnen im Bett zu landen, das Ganze zu filmen und dann online zu stellen, um der gesamten Menschheit und vor allem den johlenden (hauptsächlich männlichen) Usern auf ihrer Seite zu zeigen, was für Schlampen alle Frauen doch sind.

Ich weiß nicht, ob ich bisher einfach nur in einer kleinen heilen Traumwelt gelebt habe, aber langsam frage ich mich doch, was hier eigentlich falsch läuft.
Ich möchte an dieser Stelle nicht darauf eingehen, was rechtliche Konsequenzen für die Betreiber solcher Seiten sind. Ich möchte auch nicht darüber diskutieren, welcher Religion oder Lebenseinstellung der Großteil der Nutzer dieser Seiten nachgeht oder welches Bildungsniveau sie in ihrer schulischen Laufbahn erreicht haben.

Was mich beschäftigt ist: Kann es wirklich sein, dass ich mir ständig Gedanken darum machen muss, ob und wie ich meine Meinung äußere und wie ich nach Außen hin auftrete, damit ich mir nicht (auch von Frauen) vorhalten lassen muss, dass ich mit diesem Verhalten doch keine andere Behandlung verdient habe?

Ich sag euch mal was:
Ja, ich besitze unmengen Klamotten und Schminke. Ich würde in Jogginghose nicht weiter als bis zur Mülltonne vor dem Haus laufen und ich liebe hohe Schuhe.
Ich  habe ganz klar eine ordentliche Portion dessen, was man als Tussifaktor bezeichnen könnte.
Wenn ich mit meinen Mädels feiern gehe, laufen wir alle in hübschen kurzen Kleidchen und High Heels auf. Jede Haarsträhne sitzt und wehe eine Ecke vom Nagellack fehlt.
Aber all das doch ganz sicher nicht, für irgendeinen Kerl, der glaubt er könne sich an der Fleischtheke das schönste Stück heraus suchen!

Wir wollen uns gefallen, vielleicht auch einfach nur hübscher sein als andere Frauen ;-) Wir wollen Spaß haben und die perfekten Fotos von der "Zeit unseres Lebens". Ja, wir wollen flirten und hören, dass wir toll aussehen, aber ganz sicher wollen wir keinen Typ, der schon in 50 Betten lag.
Wir wollen über andere und ihre Fehltritte lästern und trinken dabei vielleicht selbst mal einen über den Durst - das ist nicht fair und auch nicht nett, aber das müssen wir auch nicht sein.

Wir sind tough, stark, selbstbewusst und suchen trotzdem nach "dem Einen", der uns heldenhaft vor der Spinne im Badezimmer rettet, den Wasserkasten in den 3. Stock trägt oder das Marmeladenglas öffnet. Wir wollen respektiert und beschützt werden, sexy sein und süß.
Wir verstecken uns hinter Masken und suchen uns aus unserem Kleiderschrank aus, welche Seite von uns wir heute zeigen wollen.

Wir haben schlechte Tage, an denen wir fleckige Pullover tragen und die Haare in einem zotteligen Dutt stecken. Und so perfektionistisch wir die restlichen Tagen sind, so egal ist uns eben, was andere an diesen Tagen von uns denken.

Und all das ist richtig so! Wir sind Zicken, wir dürfen egoistisch sein und uns das Beste aus allem heraus picken und niemand hat das Recht uns dafür an den Pranger zu stellen.

Wir wollen die Männer, die damit umgehen können und nicht die kleinen Jungs, die sich vor lauter Angst an längst überholte soziale Stigmata klammern.

Wir müssen uns nicht verbiegen, um deren Bild zu entsprechen, wir müssen nur in der Lage sein zu dem zu stehen, was wir sind, egal wie andere das nennen mögen.

5 Kommentare:

  1. Das nenne ich mal perfekte klare Worte für die heutige Welt !!!

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  2. Interessantes Thema, das du ansprichst! Ich kann nur aus Erfahrung sagen, dass verbiegen auf Dauer unglücklich macht. Also schluss damit! :)

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  3. Wie Recht du hast und was für gute Worte du gewählt hast. Sehr interessanter und lesenswerter Post über den man sich mal Gedanken machen kann.
    Liebe Grüße

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  4. super text, ich kenne vor allem den ersten absatz zu gut!

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